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Vom Poser-Patch zum Verein
Wir Angelhill Warriors gründen einen Verein. In Zukunft wollen wir mit Konzerten, Metal-Partys und einem eigenen Fanzzine die Szene in der Region stärken.
Es gibt drei Arten, wie wir Deutsche die Dinge erledigen.
- Die richtige Art!
- Die falsche Art…
- Wir gründen einen Verein.
„Aber ist das nicht die falsche Art?“
„Ja, aber dafür gibt’s mehr Bier!“
Fernab von verhackstückten Simpsonszitaten: Ja, die Angelhill Warriors sind jetzt ein eingetragener Verein. In Ordnung, zum Zeitpunkt dieses Artikels liegt die Satzung gerade noch beim Amtsgericht zur letzten Prüfung („The last examination“). Aber gehen wir einfach mal davon aus, dass der Vorgang jetzt, da ihr den Artikel lest, bereits abgeschlossen ist.
Der Verwaltungsakt begann übrigens im Mai 2015. Damals kamen die sieben Gründungsmitglieder erstmalig zusammen, die „Unholy seven“, wie spätere Generationen sie vielleicht einmal nennen werden. Fünf Mann, zwei Frau, ein Kuchen, je eine Stimme. Rootbeerdemocracy at its best.
Die Angelhill Warriors als Idee, Skizze, Marke, gibt es allerdings schon seit 2012. Damals arbeiteten der Präsident Marius Venturini und sein Stellvertreter Peter Meuer noch zusammen bei der Leonberger Kreiszeitung. Zu Beginn des Prozesses muss sich etwa folgendes Gespräch abgespielt haben: „Wäre schon cool, so ’nen eigenen Metalclub zu haben, oder?“
„Ja, das wär stark, dann könnten wir Patches machen, auf unsere Kutten nähen und damit protzen.“ (Vielleicht wurde das auch als „angeben“ tituliert, als „prahlen“ oder „den Metal Chicks zeigen, wie cool wir sind“.. das ist nicht mehr so genau überliefert)
Ende Gelände, mehr war da zunächst nicht an Konzept. Marius designte den ersten Warriors-Patch, der legendäre Engelbergturm, der hoch über Leonberg thront, sollte unser Zeichen sein! Hurra.
Nun hatten wir bereits einen Patch. Und irgendwie hatte es uns gepackt. Weitere interessierte Warriors aus dem Freundeskreis stießen dazu, irgendwann war man zu fünft, sechst. Und auf einmal erschien die Idee gar nicht mehr nur quatschig. Wieso nicht irgendwann mal Konzerte veranstalten? Oder Metalpartys? Vielleicht etwas für den guten Zweck spenden? Noch mehr Leute finden, rund um Leonberg, aber auch darüber hinaus, die Bock haben, etwas auf die Beine zu stellen? Ein eigenes Fanzine rausbringen (ihr haltet Ausgabe eins in Händen)?
Mit jedem Festival und jedem Suff mehrten sich die Ideen.
Und das gipfelte eben in einer „Vorgründungsversammlung“. Bei der haben wir die Satzung vorbesprochen und unsere Vereinsziele diskutiert. Wir haben das ganze Vereinsgetue schonmal ein bisschen geübt, so richtig mit Versammlungsleiter bestimmen, Anträge stellen und so. Ein großer Spaß, nur Warrior Dongi konnte sich noch nicht so richtig mit den Entscheidungsstrukturen anfreunden: Da fiel schon mal Unschönes wie: „Leckt mich am Arsch mit eurer Demokratie…“ (Wenn er eine Abstimmung verlor), „Bist du der Putin des Westens?“ (Wenn eine gefallene Entscheidung, die ihm gefiel, noch einmal auf den Prüfstand gestellt wurde).
Ernsthafter da der Mari: „Als Verein können wir mehr auf die Beine stellen, als wenn die Leute denken, dass wir nur ein paar Looser sind, die Bier trinken und Metal mögen. Wir wollen etwas für die Szene tun!“ Hört, hört!
An der Stelle wollen wir die interessierten Leser nicht mit Details der Satzung langweilen. Das meiste ähnelt allen Vereinssatzungen dieses Landes.
Wichtig sind aber folgende Beschlüsse:
– Der Verein soll „Angelhill Warriors e.V.“ heißen. Der Zusatz „Metalfans Leonberg“ war zunächst angedacht, aber darauf verzichten wir nun doch
– damit sich potenzielle Mitglieder außerhalb Leonbergs nicht direkt abgeschreckt fühlen. Dennoch wollen wir den Hauptsitz des Vereins über Verweis auf den Engelberg klar kommunizieren.
– Vor der Aufnahme neuer Mitglieder soll der Vorstand beim Rest des Vereins ein „Stimmungsbild“ einholen, ob die Person passt. Wird vermutlich erst mit etwas Wachstum wichtig.
– Der Jahresbeitrag beträgt zunächst 20 Euro pro Kopf.
– Vereinsorgane sind Vorstand und Mitgliederversammlung, bei Bedarf (z.B. Zwecks Konzertorganisation) bilden wir Ausschüsse.
Eine weitere, kürzere Sitzung folgte dann im Februar diesen Jahres. Wir mussten schließlich noch wählen, und das taten wir. Einstimmig wurden jeweils folgende Warriors in folgende Posten gehievt: Marius Venturini (Vorsitzender, aka „Präsident“), Peter Meuer (Stellv. Vorsitzender), Tobias Hohmann (Schriftführer), Sascha Schaarschmidt (Kassier).
Nach den Sitzungen war dann dank Anjas geiler Torten fürs leibliche Wohl gesorgt. Und der kühle Gerstensaft floss in Strömen. Prost!
Wurde jetzt noch ganz schön trocken auf den letzten Sätzen, oder? Tja! Gehört bei dem ganzen Vereins-Geömmel halt auch dazu. Es ist aber wichtig, dass wir das Ganze offiziell machen. Damit zum 25-jährigen Jubiläum der Mitglieder der Bürgermeister höchstpersönlich vorbeischaut und die Gitarrennadel in Silber verleiht. Gold gibt’s dann bei 50 Jahren.
Hell yeah!
MY WARRIORS SCREAM FOR ME! ANGELHILL VICTORY!
A Lesson in Violence History
Ein kurzer Überblick über den Angelhill, den Engelberg.
Der Berg
Der Engelberg, 481 Meter über Meereshöhe gelegen, hatte zu Beginn des Mittelalters als Grenzposten strategische Bedeutung.
Das kam so: Im Jahr 496 verloren die Alamannen die Schlacht von Zülpich gegen Rheinfranken (angeführt von Sigibert von Köln) sowie Salfranken unter Chlodwig I. Jener konvertierte nach der Schlacht zum katholischen Glauben und erweiterte seinen Machtbereich in Richtung Südosten. Dabei drängte er die Alamannen hinter einen Schutzwall: den neu geschaffenen „fränkisch-alemannischen Limes“. Dieser durchzog das Gebiet, aus dem später einmal das Bundesland Baden-Württemberg werden sollte, von der Oos-Mündung über den Schwarzwald bis an den Oberlauf der Glems. Von dort an folgte der Wall dem Flussverlauf und bog bei Grüningen (dem heutigen Markgröningen) wieder nach Osten Richtung Welzheimer Wald ab.
Eine Ausnahme machten die Franken allerdings beim rechts der Glems gelegenen Engelberg. Diesen wollten sie, ganz ähnlich wie zum Beispiel den Hohenasperg bei Ludwigsburg oder den Lemberg bei Affalterbach, aus strategischen Gründen auf der eigenen Seite der Grenze behalten.
Die „Burghalde“ am Westrand des Engelbergs verweist auf eine mittelalterliche Burg, die bereits 1350 als „Burgstall“ bezeichnet wurde, also hundert Jahre nach der Gründung Leonbergs, schon fast spurlos verschwunden war. Ersetzt wurde sie durch eine neue Burg an der Südwestecke der Leonberger Altstadt, die später zum Schloss umgebaut wurde. Heute befinden sich dort das Amtsgericht und das Finanzamt.
Im Zuge der Rebellion des Armen Konrads – 1514 begehrten die Bürger der Städte gegen das Herzogtum Württemberg auf – diente der Engelberg als Versammlungsort und Feldlager der Aufständischen aus Leonberg sowie dem Umland. Wikipedia sagt hierzu: „Als alle Untertanen im Land den Tübinger Vertrag in einer Huldigung annehmen sollten, weigerten sich die auf dem Engelberg versammelten „Aufrührer“, weil sie ihre Beschwerden und Forderungen missachtet sahen.“ Durch starken Zuzug von überall her habe das Feldlager daraufhin eine kritische Masse erreicht, die Herzog Ulrich zu Verhandlungen zwang. „So fand der Aufstand hier im Gegensatz zum Remstal schließlich ein unblutiges Ende.“
Der Tunnel
Heute verläuft unter dem Berg der 2530 Meter lange Engelberg-Basistunnel der Autobahn 81. Die ursprüngliche, 318 Meter lange Version des Tunnels wurde 1938 fertiggestellt. Er war Teil der Reichsautobahn-Strecke 39 und der zweite Autobahntunnel Deutschlands.
Und er hat eine traurige Geschichte: Während des Zweiten Weltkriegs diente er von 1944 an als Fabrik der Messerschmitt AG. Zwangsarbeiter aus dem elsässischen KZ Natzweiler-Struthof montierten dort Flugzeugtragflächen für die Me262. 374 Menschen verloren dabei ihr Leben. Kurz vor Ende des Krieges demontierten die Nazis die Maschinen und sprengten die Tunnelröhren.
Der Turm
Der Engelbergturm ist ein ehemaliger Wasserturm, der im Jahr 1928 erbaut wurde. Der Betrieb wurde allerdings im Jahr 1953 eingestellt.
Geblieben ist der Turm als Aussichtspunkt. Er ist 34,7 Meter hoch und hat 123 Stufen. Im Fünften Stockwerk befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man einen außerordentlich guten Blick über Stroh- und Heckengäu hat.
Der Engelbergturm ist von fast überall sichtbar, nähert man sich Leonberg. Er ist eines der Wahrzeichen der Stadt und gehört dazu wie der Pferdemarkt, die Leonberger Hunde und so weiter.
Er soll daher das Logo der ANGELHILL WARRIORS sein.